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Unser Buch des Monats Oktober 2023

timm

Im Eingangsbereich unseres Museums befindet sich ein Schaukasten mit Bildern, Dokumenten und Materialien zu Pilotinnen in der Frühzeit der Luftfahrt.
Es sind wirklich ganz aussergewöhnliche Biographien in einem Metier, das nicht arm an besonderen Lebenswegen ist. Zum Start der Buch des Monats-Reihe wird hier ein Titel vorgestellt, der als Roman eine Zeit beschreibt, in der "das Fliegen" noch weitgehend Männersache war.

Uwe Timm / HALBSCHATTEN

Marga von Etzdorf war eine Fliegerin der 20er Jahre. Unter anderem beflog sie als erste Co-Pilotin in einer Junkers F-13 (1/1 Nachbau in Halle 1 und Modell des Monats im Mai 2021) für die damalige Deutsche Luft Hansa die Strecken Berlin - Breslau und Berlin - Basel. Ihr spektakulärer Langstrecken-Alleinflug von Berlin nach Tokio im Jahr 1931 ist Teil einer spannenden, vielschichtigen und geschichtsträchtigen Erzählung von Uwe Timm. "Der Flug ist das Leben wert" ist eine Kernaussage ihres der Fliegerei gewidmeten Lebens. Dieser Satz schwingt auch in vielen Seiten des Romans mit.

Die nachfolgende Buchkritik wurde uns von Herrn Dieter Wunderlich, Herausgeber der Website "Buchtipps und mehr", mit freundicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.

In seinem Roman „Halbschatten“ erzählt Uwe Timm (* 1940) keine lineare Geschichte mit Anfang und Ende, sondern er webt einen Klangteppich aus zwei Dutzend Stimmen, in den an einigen Stellen Zitate aus Akten des Auswärtigen Amtes eingeflochten sind. Zu hören sind Stimmen von Toten auf dem Invalidenfriedhof in Berlin. An diesem Ort, der von den preussischen Befreiungskriegen, den beiden Weltkriegen und der Spaltung Deutschlands Zeugnis gibt, erinnern sich Opfer und Täter bruchstückhaft an Erlebnisse unter der NS-Herrschaft. Dabei verknüpft Uwe Timm historische Tatsachen mit fiktiven Figuren. Drei, vier Mal ist die Fistelstimme von Reinhard Heydrich zu hören. Im Mittelpunkt der Stimmencollage stehen die Fliegerin Marga von Etzdorf, der Diplomat Christian von Dahlem und der Schauspieler bzw. Stimmenimitator (!) Anton Miller in der Zeit zwischen 1931 und 1945.
Was wir über Marga von Etzdorf erfahren, entspricht weitgehend den Tatsachen, aber die beiden Männer sind frei erfunden. Christian von Dahlem verfügt in „Halbschatten“ auch nicht über eine eigene Stimme, denn er liegt nicht auf dem Invalidenfriedhof; seine Spur verliert sich in Chile. Aber Marga von Etzdorf und Anton Miller, die hier bestattet sind, erzählen von ihm. Mit den Stimmen wechseln fortwährend Orte, Zeiten und Perspektiven. Da beginnt beispielsweise Marga von Etzdorf eine Szene zu schildern, dann ergreift Anton Miller das Wort und stellt die Szene aus seinem Blickwinkel dar. „Halbschatten“ ist polyphon, multiperspektivisch und fragmentarisch. Und die Moral der Geschichte? Gibt’s nicht.

Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Timm-halbschatten.htm (c) Dieter Wunderlich

„Halbschatten“ von Uwe Timm gibt es als gebundene Ausgabe und als Taschenbuch. Da es auch als Schullektüre in Gymnasien verwendet wird, ist ein sogenannter Lektüreschlüssel lieferbar! Für weniger Geübte in Sachen "Romanlektüre" ist das Hörbuch absolut zu empfehlen und vorzuziehen.  Gelesen von Matthias Brandt, Maria Schrader und Fumio Okura ist es ein fesselndes Hörerlebnis
(Regie: Sabine Buss, Köln 2008, ISBN 978-3-86604-935-2)! 


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