Unser Buch des Monats August 2024
Guten Tag liebe Buchbegeisterte!
Wenn Ihnen das Lesen meiner Rezensionen in "Buch des Monats" soviel Spaß macht wie mir das Schreiben für Sie, dann teilen wir die Leidenschaft für`s Abheben. Das lässt sich mit Büchern und natürlich auch mit echten Fluggeräten ganz hervorragend machen. Mein neuester Abhebegrund heute ist die gute alte Tante Ju
JU 52 - Geschichte und Gegenwart einer Luftfahrt-Legende von Helmut Erfurth
Wer sich für Luftfahrt und Technikgeschichte interessiert, kommt nicht an ihr vorbei: der Junkers Ju 52. Ihr Vater, Professor Hugo Junkers, war ein aussergewöhnlicher Erfindergeist mit hoher technologischer Weitsicht und gesellschaftlicher Kompetenz. Konsequent hat er immer seine wissenschaftlichen Erkenntnisse umgesetzt; erst im Messtechnik- und Aggregate-Bau, dann im Flugzeugbau. Die schrittweise Enteignung seiner Unternehmen durch die Nationalsozialisten in den 30erJahren hinderte ihn nicht, sein Schaffen dem technischen und künstlerischen Fortschritt bis zu seinem Tode 1935 zu widmen. Die "Tante Ju", die Ju 52, steht als Endergebnis seines außerordentlichen Engagementes in der Zivilluftfahrt. Danach existierte der Name JUNKERS als Marke aber nicht mehr als lebende Persönlichkeit.
Zum Buch: Schon das Inhaltsverzeichnis läßt erkennen wie intensiv sich der Autor Helmut Erfurth in die "Wellblechhaut" unserer Legende eingearbeitet hat. Der Einstieg in die Typengeschichte über die "Rückkehr der verlorenen Tante Ju" in die Hallen der LUFTHANSA allein ist schon wunderschön zu lesen und anzuschauen! Die danach folgenden Seiten beschreiben den Luftfahrtpionier Professor Hugo Junkers. "Wir müssen Flugzeuge benutzen, um die Völker einander näher zu bringen (...)", lautet ein Zitat aus seiner Rede zur Verabschiedung der deutschen Ozeanflieger 1927 aus Dessau.
Der spannende Weg zur Junkers Ju 52 verknüpft im Kapitel danach die junkers`sche Typenfamilie in ihrer weitsichtigen und logischen Entwicklung. Von innen wie von außen, von seltenen Fotos begleitet. Lesenswert! Die Sternstunde der Konstruktion geht ein auf Details in der Entwicklungsphase unserer Tante Ju. Auch hier: tolle Bildauswahl. Tja, und dann sind wir plötzlich da, wo der Vater der Ju 52 nie mehr hin wollte: Seine Technik, die dem Austausch und dem Verständniss der Völker dienen sollte, wird plötzlich zur Waffe für ein System, das eine ganze Generation ins Verderben stürzt. Auch das gehört zur Geschichte. Das Buch widmet sich diesem Thema, dem Militäreinsatz im Zweiten Weltkrieg, sehr ausführlich. Auch hier interessantes Bildmaterial, zum Teil sogar mit Farbfotos. Über Lizenzbauten und Weiterentwicklungen kommt es dann zu den besonderen Qualitäten des Flugzeugs. Ein dankbares Thema, denn unsere Tante Ju strotzt nur so mit Besonderheiten! Auszüge aus einer Lufthansa-Broschüre von 1937 bilden das im damaligen Zeitgeist herzallerliebst ab. Einfach toll! Der Geschichtsrückblick endet quasi mit dem Kapitel Weltweit - eine Flugzeug-Ikone.
Abgesang: Mit Tante Ju - das fliegende Denkmal... landen alle, die sich in dieses Buch vertiefen, wieder in unserer Gegenwart. Wundervolle Flugaufnahmen rund um den Globus von unserem Flugzeug, von interessanten Texten begleitet. Ergänzt von einem - fotographisch super ins Bild gesetzten Kapitel: Technik im Detail, das sich auf aktuelle Farbaufnahmen stützt, nähern wir uns dem Ende des Buches, wobei dabei noch absolut überraschende, herausragende Aufnahme unsere Ju am Meeresgrund zeigen. Das hat schon was metaphysisches, finde ich. Aber der Autor will uns noch nicht entlassen. Im Kapitel Dokumentation bietet er uns 45 Seiten der Junkers Baubeschreibung von 1930 in verkleinertem Maßstab.
Resümee:
Ein attraktives Buch über ein tolles Flugzeug (Eine Leseprobe finden Sie hier). Interessant gegliedert, mit hervorragendem Bildmaterial versehen, beschreibt es ein nationales Luftfahrt-Denkmal mit jeder Menge Hintergrundinformationen in anspruchsvoller Aufmachung. Es ist schon 2020 im GeraMond-Verlag erschienen und dokumentiert das Vermächtnis eines Mannes, der im Rahmen der damaligen Möglichkeiten als echter Weltbürger gelten darf.
Weitere interessante Ergänzungen:
Bergungsfilm
Unsere Ju 52 ist auch für das Luftfahrtmuseum Hannover-Laatzen ein Glücksfall. Denn im August 1986 startete eine Expedition nach Norwegen zum Zweck der Bergung von vier versunkenen Ju 52 im Hartvikvatnet, einem See nahe des Polarkreises. Das dieses Wagnis, über 40 Jahre im See liegende Wracks wieder in erlebbare Luftfahrtgeschichte umzuwandeln letztendlich auch mit zur Gründung unseres tollen Museum führte, zeigt nachfolgendes Video. Man bedenke: das war anno `86! Erleben Sie nochmal unseren Museumsvater Günter Leonhardt und viele damals super engagierte Idealisten in einem Clip den es sich anzusehen lohnt! Und alles dreht sich um die Tante Ju.
Und wenn Sie eines der vier geborgenen Flugzeuge heute sehen wollen, dann schauen Sie doch mal bei der bei der Traditionsgemeinschaft Lufttransport Wunstorf e.V. vorbei.
Und noch was für Spezialisten: Modell des Monats April 2020:
Unsere monatliche Modellbau-Präsentation hatte im April 2020 das Thema Super-Junkers-Ju 52.
Auch wenn Sie kein Modellbaufreak sind: diese Präsentation hat es in sich! Unser Autor Wilfried Crome erklärt zum Beispiel, warum die Flügeltriebwerke der Ju angewinkelt waren. Und das es sogar "getunte" Ju`s bei Fluglinien gegeben hat. Schauen Sie hier.
Interessante Lese- & Staune-Minuten wünscht Ihnen
KH
Kontakt zum Autor der Buch-des-Monats-Reihe können Sie hier aufnehmen: Buchautor