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Modell des Monats Juni 2021

Einladung zur Jagd

EIII 4

Vom Original zum Modell

Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die über 600 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72 und 1/48.

Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung; manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.

Heute stellen wir Ihnen als „Modell des Monats“ das erste Jagdflugzeug der Welt vor: die Fokker E.III. Als originalgetreuer Nachbau in Halle 1 des Luftfahrtmuseums zu besichtigen, findet sich dieser Typ auch als Großmodell unter der Decke und mehrfach im Maßstab 1/72 in den flankierenden Vitrinen.

EIII 4 

Das Modell:                            Fokker E.III (Revell, 1/72)

Solange ich Modelle baue, und das sind nun rund 50 Jahre, gibt es diesen Bausatz mit 26 Teilen von Revell. Firmenlogos und Verpackungen wechselten, immer wieder einmal gab es ein neues Deckelbild und einen neuen Satz an Schiebebildern, doch im Guss blieb der Kit unverändert; wie sein Original ein wahrer Klassiker…

Vorbild unseres aus diesem Bausatz entstandenen Modells ist der 1:1-Nachbau der Fokker ohne Tarn- oder Schmuckfarben, wie er im Museum steht. Auf die Pilotenfigur wurde verzichtet, das Cockpit mit einem Steuerknüppel u.a. ergänzt, und statt des seit je empfohlenen Nähgarns wurde das Modell mit über einer Kerze gezogenem Plastikgrat verspannt. Das Erscheinungsbild der Maschine entspricht dem Zustand bei Auslieferung an die Fliegertruppe.

Und immer noch, wenngleich es inzwischen weitaus detailliertere Bausätze des Typs gibt, kann man diesen Kit, wenn sorgfältig gebaut, in jede Sammlung stellen…

EIII 4 

Das Original:                          Die Erfindung des Jagdflugzeuges

1915, der Weltkrieg ist bald ein Jahr alt. Flugzeuge werden als Aufklärer und Artilleriebeobachter eingesetzt. Und man denkt darüber nach, Bomben damit abzuwerfen. Sich dieser drei Gefahren zu erwehren, braucht es ein Flugzeug, welches den Gegner suchen, jagen und abschießen oder zumindest abdrängen kann. Alle Kriegsparteien arbeiten an dieser Aufgabe. Engländer, Italiener und Franzosen experimentieren aussichtsreich.

Doch der vom Niederländer Anthony Fokker in Schwerin gegründete ´Fokker Aeroplanbau´ findet als erster die Lösung: Dessen Konstrukteure stellen mit der aus ihrem unbewaffneten Mehrzweckflugzeug M.5k entwickelten Fokker E.I das erste praktikable Jagdflugzeug vor. Dieser einsitzige Eindecker ist mit einem starr auf dem Rumpfbug montierten Maschinengewehr ausgerüstet, welches auf der Sichtachse und mit Zugriff des Piloten mittels eines Unterbrechermechanismus´ durch den Propellerkreis feuert, ohne die Blätter zu beschädigen. Diese Erfindung macht es möglich, offensiv zu agieren und andere Flugzeuge gezielt und kontrolliert anzugreifen. Über die E.II geht die Entwicklung binnen Monaten zur meistgebauten und eingesetzten Version E.III, angetrieben von einem Oberursel U.I Umlaufmotor, dem Nachbau eines französischen Aggregats. Insgesamt werden rund 340 Fokker Eindeckerjäger hergestellt – damals ein Großserienbau, jedoch nicht viele, wenn man ihre historische Wirkung betrachtet.

Denn dank dieser neuartigen Konstruktion genügen 140 km/h Höchstgeschwindigkeit und eine mäßige Wendigkeit den deutschen Piloten, um bis ins Jahr 1916 von Engländern und Franzosen als „Fokker-Geißel“ gefürchtet zu werden, nachdem Leutnant Kurt Wintgens am 1. Juli 1915 den ersten Luftsieg auf diesem Typen errungen hat und danach die Verluste der Alliierten sprunghaft ansteigen. Noch bevor beide Seiten in einem Technologieschub mit neuen Konstruktionen an Bombern, Aufklärern und Jägern in einen immer blutigeren Wettstreit am Himmel treten, entwickeln Oswald Boelcke und Max Immelmann auf der E.III die seither gültigen operativen Taktiken des Luftkampfes; eine Strategie des Luftkrieges freilich beginnt sich erst im weiteren Kriegsverlauf abzuzeichnen.                                   

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Konnten wir Sie neugierig machen? Dann würden wir uns über Ihren Besuch in der Ulmer Straße gegenüber dem hannoverschen Messegelände freuen.

sb

Bildunterschriften:

BU 1:    Dieser originalgetreue Nachbau einer Fokker E.III im Luftfahrtmuseum ist das Vorbild unseres Modells.    

BU 2:   Ahnherr aller Jagdflugzeuge - die Fokker E.III. Hier im Maßstab 1/72.

BU 3:   Holz, Leinwand und Metall. Etwas Gummi und viele Meter Spanndraht. Im Modell ist all dies aus Kunststoff.

BU 4:   Die Spannweite von 9,50 m hat sich auf etwas über 13 cm verkleinert.