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Unser Buch des Monats Dezember 2023

fliegen

Buch des Monats Dezember

Immer wenn ich in unser wunderschönes Museum eintrete fällt mir auf wie gelungen doch der Einstieg für alle Hereinkommenden ist:
Wir werden begrüßt von einem roten NELKE-Speditionsplanwagen mit "echtem" Pferd, einer startenden Mongolfiere und einem herabgleitenden Otto Lilienthal. Soviel "Hingucker", so viele Geschichten in der Geschichte. Wunderbar!
Und weil ich diesem Eindruck einmal auch in Sachen "Buch des Monats" Rechnung tragen will, stelle ich heute einen Titel vor, der genau mit dieser Zeit, des Beginns des Fliegens "Schwerer als Luft", anfängt.
Mit Hellmuth Hirth - MEINE FLUGERLEBNISSE - 20 000 Kilometer im Luftmeer.
Diesen Titel haben wir nämlich als Originalausgabe (von 1915) in unserer Museumsbibliothek UND als Reprint (von 1979) zum Ausleihen. Und Sie können mir glauben: Es ist eine sehr unterhaltsame und stimmungsvolle Lektüre.
Wer sich mit solchen älteren Buchdrucken auskennt weiß, dass das Lesen dieser Bücher wegen der damals noch sehr verbreiteten altdeutschen Frakturschrift recht beschwerlich sein kann. Aber nicht in diesem Fall! Autor und Verlag müssen wohl damals schon der Modernen aufgeschlossen gegenüber gestanden haben. Denn hier wird eine auch heute noch übliche, gut lesbare, serifenbetonte Garamond-Schrift verwendet.

Damit zum Titel. Ich vermute ja, das sich der Autor bei dieser Überschrift an Jules Vernes - 20.000 Meilen unter dem Meer (erschienen 1870) orientiert hat. 20.000 Kilometer im Luftmeer hat schon einen sehr ähnlichen Klang. Und so wie mich Hellmuth Hirth (geboren 1886) durch sein offensichtliches technisches und fliegerisches Talent in seinem Buch begeistert, bin ich mir sicher, das auch er Jules Verne-Fan war.
Als Sohn eines erfolgreichen Ingenieurs, Erfinders und Unternehmers hatte er schon im Alter von sieben Jahren sein eigens Fahrrad, mit 13 (als "Mobilist") ein Auto  und mit 17 einen mehrjährigen Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. 1905 wieder zurück in Old Europe gings gleich nach England, wo Papa wegen des dort geltenden Patentrechtes ein eigenes Unternehmen gründete in das Junior mit eingebunden wurde. Nicht schlecht Herr Specht! Und Vater Hirth vermittelte später einen Kontakt zu August Euler (Inhaber der deutschen Fluglizenz Nr. EINS). Hellmuth stieg auf in die Lüfte von Griesheim bei Darmstadt.

Nun, ich will nicht die ganze Geschichte vorweg nehmen. Nein, Sie sollen nur neugierig werden auf ein kleines, feines Fliegerbüchlein aus einer Zeit in der man nach etwa 14 Minuten als Passagier seinen ersten Hüpfer allein machen durfte - Zitat von Seite 28-29 des Schmökers. Zum Beweis ist diese Doppelseite mit Etrich-Tauben-Bildchen herzallerliebst gestaltet. Man sieht: die "Taube" ist da das Lieblingsflugzeug von Hirth.  In unserem Museum gibt es eine ungarische Version dieser Flugmaschinenart zu sehen: eine Horwath III "Schwalbe" hängt direkt neben Hans Grades Eindecker.

Unser Flieger- und Romanheld erzählt uns nun von Flugabenteuern im Jahr 1911 und 1912, also vor dem ersten Weltkrieg. In seinen Geschichten ist wenig nationale Betulichkeit zu bemerken. Seiner Majestät König Wilhelm II. von Württemberg in tiefster Ehrfurcht gewidmet, steht zwar auf Seite 3, gefolgt vom Herrscher-Portrait, gut. Aber danach folgt gleich der "Starschnitt" von Hellmuth... ganz cool, würde man heute sagen.
Jedenfalls erfahren alle in`s Geschichtenbuch Vertiefte viel über die Anfänge der Streckenfliegerei in Deutschland, über unglaubliche Unbekümmertheit der Akteure (viele Abstürze) aber auch über die sich rasant entwickelnde Flugtechnik. Noch als Luftsport betrieben, wird sie, kaum zwei Jahre später, zur ernst zu nehmenden tödlichen Waffe.
Wer sich in die Zeilen vertiefen kann, fühlt hier eine echte Begeisterung für etwas, was zehn Jahre vorher noch in den kühnsten Träumen nicht vorstellbar war: Der Mensch fliegt. Und zwar mit Flügeln schwerer als Luft! Und wie!

Viel Spaß beim Abheben mit Hellmuth Hirth!

KH

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