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Modell des Monats Dezember 2023 A6M Rei-Sen

Ansage im Pazifik… Die Mitsubishi A6M Rei-Sen (´Zero´)

 

Vom Original zum Modell

Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.

Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.

Heute stellen wir Ihnen in unserer Reihe ´Modell des Monats´ das prominenteste japanische Militärflugzeug des zweiten Weltkrieges vor – Spitzentechnologie des Marineflugzeugbaus und sowohl als trägergestützter Jäger wie auch als Mehrzweckkampfflugzeug der Heeresluftwaffe von 1940 bis ´45 im Einsatz: die Mitsubishi A6M Rei-Sen, in der westlichen Hemisphäre bekannt als „Zero“.

Die Mitsubishi A6M ist mit zwei Exponaten Im Maßstab 1/72 im Museum vertreten, als Marinejäger A6M2b und als landgestütztes Mehrzweckkampfflugzeug A6M5. Hier ein Blick in die Modellvitrine mit den Mustern der Kaiserlich-Japanischen Luftstreitkräfte, im Vordergrund die A5M2, Vorläufer der ´Zero´.

Die Modelle:              kongenial

Wohl kein Hersteller, der die Zero nicht in diversen Maßstäben im Programm hätte – aber für den japanischen Marktführer Tamiya war es nachvollziehbar Ehrensache, mit mehreren Ausführungen der A6M auch in 1/72 ein Ausrufungszeichen zu setzen: Und unsere beiden Miniaturen in der Museumssammlung präsentierten sich in hervorragender Qualität und mit viel Liebe zum Objekt samt historisch-technischem Abriss als Bausätze, die den Bastler „ins Modell mitnehmen“.

Das Original:              Klassenbeste aus Japan

In den 1930er Jahren prallten im pazifischen Raum zwei expandierende Nationen aufeinander: Das sich rasant modernisierende Japanische Kaiserreich und die führende Industrie- und Wirtschaftsmacht USA. Beide errichteten je ein Netz von Stützpunkten und ein Geflecht wirtschaftlicher und militärischer Beziehungen.

Die Mitsubishi A6M2b als erste Großserie der Zero war 1941 das leistungsstärkste Trägerjagdflugzeug der Welt. Ihre umklappbaren Tragflächenenden erleichterten das Rangieren an Bord.

Zur Aufrüstung beider Seiten gehörte der Aufbau von Flugzeugträgerflottillen als neue und ultimative Waffe in maritimen Konflikten.

Und für diese schrieb die Kaiserlich-Japanische Kriegsmarine 1937 einen neuen Jäger als Speerspitze und zum Schutz der bordgestützten Torpedo- und Sturzkampfbomber aus. Der Forderungskatalog war dabei überaus ambitioniert – tatsächlich wurde ein seegestütztes Flugzeug mit den Leistungsmerkmalen eines landbasierten Typs angefragt.

Nur ein Unternehmen im Reich der aufgehenden Sonne stellte sich dieser Aufgabe: Die Mitsubishi Heavy Industries. In ihrer Flugzeugsparte konstruierte Jiro Horikoshi mit seinem Team als Nachfolger seiner erfolgreichen A5M, dem ersten Eindeckerjäger der japanischen Flotte, einen Ganzmetalltiefdecker mit Doppelsternmotor, geschlossenem Cockpit mit 360°-Sicht und mit Einziehfahrwerk samt Deckstart- und Landevorrichtung – die A6M Rei-Sen.

Großer Wurf

Der später mit knapp 11.000 Exemplaren aller Baureihen meistgefertigte Flugzeugtyp Japans startete am 1. April 1939 zum Jungfernflug – und zeigte sich sofort als großer Wurf.

Beim Angriff auf Pearl Harbour am 7./8. Dezember 1941 sicherten A6M2b die Luftherrschaft über den Hawaii-Inseln. Unser Modell stellt einen Jäger der zweiten Angriffswelle vom Flugzeugträger Zuikaku dar.

Mit neuen, leichten Werkstoffen und Fertigungstechniken war ein Luftüberlegenheitsjäger mit starker Bewaffnung und extremer Reichweite, einer hohen Geschwindigkeit und Agilität entstanden – allerdings auf Kosten von Panzerschutz für Cockpit und Tanks.

Maschinen der Vorserie und ersten Baureihe zeigten sich in der Fronterprobung im Sino-Japanischen Krieg schon 1940 als überlegene Waffe und begründeten den Großserienbau des Typs.

Die A6M5 war die meistgebaute Variante der Zero, das Vorbild dieses Exemplars flog 1943 bei den Kämpfen um Rabaul bei der Heeresluftwaffe. Standard bei allen Baureihen der Zero war der abwerfbare Außentank zur Erhöhung der Reichweite.

Intern nach der Endziffer des Jahres seiner Indienststellung, dem Jahr 2600 japanischer Zeitrechnung, mit „Rei-Sen“ als „Null-Jäger“ bezeichnet, übernahmen Briten und US-Amerikaner diese Nomenklatur als „Zero Fighter“, der alliierte Codename lautete „Zeke“.

Die offizielle internationale Typbezeichnung, A6M2b zum Beispiel, folgte der komplexen Buchstaben- und Ziffernkombination der japanischen Marineluftwaffe: Der erste Buchstabe zeigte den Verwendungszweck an, hier A für ein Trägerjagdflugzeug, die folgende Ziffer die Typfolge, hier der sechste für diesen Zweck in Dienst genommene Entwurf. Der folgende Buchstabe war das Herstellerkürzel für Mitsubishi. Daran schloss sich die Baureihe des Flugzeuges an und schließlich eine Minuskel ab dem“b“ für die Untervariante. Häufig wurde dem Typ dazu noch ein poetischer Eigenname, bei Jägern nach Wetterphänomenen, verliehen.

Die A6M2 von unten. Beachte den Fanghaken vorm Spornrad. Auch diese Perspektive zeigt die aerodynamisch perfekte Linienführung des Originals.

FOTO & BU 5:             Die A6M2 von unten. Beachte den Fanghaken vorm Spornrad. Auch diese Perspektive zeigt die aerodynamisch perfekte Linienführung des Originals.

Die Zero brachte es auf acht Baureihen von der A6M1 bis zur A6M8, von denen vier in Großserien gefertigt wurden. Dabei verteilten sich die produzierten Maschinen auf Marine- und Heeresluftwaffe; bei letzterer wurden Fanghaken und andere maritime Rüstteile zumeist ausgebaut, die Maschinen als Jäger, Jagdbomber und Aufklärer, zum Kriegsende von beiden Teilstreitkräften auch für Kamikaze-Missionen eingesetzt.

Für die Marine wurde aus der Zero noch eine katapultfähige Schwimmerversion entwickelt, die recht erfolgreiche A6M2-N, von der rund 320 Exemplare hergestellt wurden.

Ansage im Pazifik

Zur Zeit ihrer Einführung, im japanischen Eroberungsfeldzug in Nordchina 1940, und noch das erste Jahr des Pazifikkrieges war die Zero tatsächlich der beste Jäger über See – und einer der besten weltweit. Sie wurde zum Sinnbild des Angriffs auf die US-Pazifikflotte in Pearl Harbour und zwang die USA (und ebenso Großbritannien) in der Folge bei schmerzhaften Verlusten zur forcierten Entwicklung neuer Jäger und Marinekampfflugzeuge wie der F-6 Hellcat, der P- 38 Lightning, F-4 Corsair und P-51 Mustang. Mit deren Erscheinen Ende 1942/ 1943 wendete sich das Blatt, die Westalliierten errangen in Technik wie auch in Taktik und Strategie die Oberhand. Ab 1944 schließlich kämpfte die Zero wie die meisten anderen Einsatzmuster der Kaiserlichen Armee auf verlorenem Posten gegen eine erdrückende Übermacht an Zahl und Qualität. Gleichwohl hält die A6M auch als das Flugzeug der nach Luftsiegen erfolgreichsten Jagdflieger des Pazifikkrieges 1941 - ´45 ihren Platz in der Geschichte. 

Was bleibt, ist die Eleganz und Stimmigkeit eines brillanten Entwurfs – und ein Flugzeug als Symbol des Schocks der Westalliierten darüber, eine asiatische Nation in deren Ambitionen, Organisationsvermögen und technischer Innovationsfähigkeit grob unterschätzt zu haben.

Datenblatt A6M5b

Besatzung: 1, Länge: 9,07 m, Spannweite: 12,00 m, Masse max.: 2.940 kg, Höchstgeschwindigkeit: 561 km/h in 6.000 m, max. Reichweite: 1.560 km, Motor: 1 x 1.130 PS Nakajima NK1F Sakae 21 14-Zylinder-Doppelsternmotor; Bewaffnung: 2 x 7,7 mm MG über dem Motor, 2 x 20 mm MK in den Flächen; als Jagdbomber zusätzlich max. 2 x 150 kg Bombenlast.

Hereinspaziert!

Konnten wir Sie neugierig machen? Dann besuchen Sie uns im Luftfahrtmuseum – über 40 Sport-, Schul-, Passagier- und Jagdflugzeuge, Hubschrauber und Segelflugzeuge im Original und originalgetreuen Nachbau, eine große Motoren- und Turbinenabteilung, und gut 1.000 Maßstabsmodelle warten auf Sie!  

sb


 Kontakt zum Autor der Modell-des-Monats-Reihe können Sie hier aufnehmen: Autor-MdM