Modell des Monats Februar 2023 Factory
Britische Tugenden…die Royal Aircraft Factory S.E.5 a
Vom Original zum Modell
Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die über 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72 und 1/48.
Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung; manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.
In unserer Reihe ´Modell des Monats´ stellen wir Ihnen dieses Mal die Royal Aircraft Factory S.E.5 a vor, einen der großen Würfe des frühen Militärflugzeugbaus und den wohl technisch reifsten Jäger Großbritanniens im ersten Weltkrieg.
Das Modell: Die S.E.5 a von James McCudden in 1/72
Das Luftfahrtmuseum zeigt zwei von Günter Gelbke, Hannover und Herbert Schelp aus Bielefeld gebaute filigrane Modelle in der Vitrine 5 der Halle 1; ein Großmodell im Maßstab 1/8 hängt schräg gegenüber von der Hallendecke.
Beide im klassischen Maßstab 1/72 gehaltenen Vitrinen-Exemplare zeigen die Maschine von Captain James McCudden, Führer der 56. Staffel des Royal Flying Corps und einer der erfolgreichsten Jagdflieger im ersten Weltkrieg.
Das Original: Second To None… Die S.E.5 a
Die ersten S.E.5 Jagddoppeldecker kamen Anfang 1917 an die Westfront. Bereits im Frühsommer 1917 erschien die stärker motorisierte zweite Version, kenntlich durch den Zusatz „a“, und gab den Piloten des Royal Flying Corps nun einen Jäger an die Hand, der bis zum Kriegsende den besten deutschen Konstruktionen mindestens ebenbürtig war. Charakteristisch für diesen von einem V8-Reihenmotor angetriebenen einsitzigen Jäger mit einer Bewaffnung von zwei 7,7 mm MG waren die kantigen Formen von Tragflächen und Leitwerk sowie Rumpfbug, bedingt durch den Stirnkühler des Hispano-Suiza- oder auch Wolseley Viper-Aggregats.
Der Vorderrumpf war metallbeplankt, Trag- und Steuerflächen wie auch der hintere Rumpf als stoffbespannte Holzkonstruktion ausgeführt, die zunächst zwei-, später vierblättrige Luftschraube aus Holz gefertigt. Bei einer Länge von 6,38 m und einer Spannweite von 8,12 m brachten die maximal 203 PS des Reihenmotors die Maschine bei einem Startgewicht von bis zu 880 kg auf gut 220 km/h Höchstgeschwindigkeit – damit gehörte sie zu den schnellsten Flugzeugen im ersten Weltkrieg. Und zu den ersten britischen Jägern, die mit zwei MGs bewaffnet waren; eins davon auf der oberen Tragfläche montiert und vertikal richtbar, um Gegner auch von unten attackieren zu können.
Entwickelt von einem Team bei der Royal Aircraft Factory in Farnborough als „Scout Experimental 5“, verlief die Erprobung schwierig: zwei Prototypen stürzten ab, dabei kam der Ingenieur und Testpilot Major F.W. Goodden ums Leben. Die Überarbeitung des Entwurfs produzierte dann jedoch ein so leistungsstarkes wie fliegerisch gutmütiges, stabiles und gut bewaffnetes Flugzeug, welches Dank dieser Summe wünschenswerter Eigenschaften eine hervorragende Einsatzbilanz im letzten Kriegsjahr aufwies. Die USA planten sogar den Lizenzbau dieses Typs, der jedoch bei Kriegende storniert wurde.
Mit britischem Understatement charakterisierte der Victoria-Kreuz-Träger und mit 57 Abschüssen im Juni 1918 tödlich verunfallte James McCudden die Vorzüge des Typs: „Gut, eine Maschine zu fliegen, die schnell genug ist – abzuhauen, wenn die Sache zu heiß wird…“
Die Gesamtproduktion der S.E.5 belief sich auf 5.205 Exemplare, davon 5.121 S.E.5 a, von denen einige noch weit nach Kriegsende im Dienst der nun neuen Royal Air Force standen.
Konnten wir sie neugierig auf unsere rund 40 Originale und originalgetreuen Nachbauten machen, noch einmal so viele Kolben- und Düsentriebwerke und rund 1.000 maßstabsgetreue Modelle, von Hunderten originaler Ausrüstungsgegenstände, Uniformen und Bildern ganz zu schweigen…? Dann besuchen Sie uns doch einmal in der Ulmer Straße gegenüber dem hannoverschen Messegelände: wir freuen uns auf Sie!
sb