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Modell des Monats Febraur 2025

Englisches Vollblut…Die Vickers Supermarine „Spitfire“

Vom Original zum Modell

Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.

Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“ auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal bieten sie Ergänzungen zur Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.

Heute stellen wir Ihnen in unserer Reihe ´Modell des Monats´ die verschiedenen Miniaturen rund um unsere originale Spitfire Mk XIV vor.

Zugegeben, wir sind schon stolz auf unser Spitfire-Ensemble mit der Mk XIV, einem MG Roadster, einem Willys Jeep und originalgetreu bekleidetem und ausgestattetem RAF-Personal…

Die Modelle

Natürlich sind wir unserem großen Exponat die wesentlichen Versionen des Typs im Modell schuldig und zeigen sie in verschiedenen Maßstäben, von der Mk I von 1938 über die Mk II, V, IX bis zur XVI in unseren Vitrinen der Halle 2.

…und auf unsere Modelle des Typs wie diese Mk I aus der Luftschlacht um England im Maßstab 1/32, einem klassischen Revell-Kit aus den späten 1960er Jahren.

Das Original im Museum

Unsere Spitfire Mk XIV flog Anfang der 1990er Jahre von England herüber nach Hildesheim, von wo sie per Straßentransport ins Museum überführt wurde. Gebaut 1944/45 in Großbritannien, hatte sie in Diensten der indischen Luftwaffe gestanden, bevor sie von einem britischen Flugzeugveteranen-Club heimgeholt, zurück auf RAF-Standard grundüberholt und letztlich an unser Haus verkauft wurde.

Die Spitfire

Die von Reginald R. Mitchell Mitte der 1930er Jahre konstruierte Supermarine Spitfire ist eines der bekanntesten Flugzeuge der Welt. Standardjagdflugzeug der britischen Luftwaffe im zweiten Weltkrieg und darüber hinaus, war der elegante Ganzmetall-Tiefdecker mit Einziehfahrwerk bei über 20.300 gebauten Exemplaren auch eines der erfolgreichsten Militärflugzeuge in der Geschichte der Luftfahrt. Neben der RAF nutzten viele alliierte Luftwaffen von den USA bis zur UdSSR und in der Nachkriegszeit Streitkräfte weltweit den Typ als Jäger, Jagdbomber und Jagdaufklärer bis weit in die 1950er Jahre.

Das grau-grüne Tarnschema unseres Originals ersetzte etwa ab Mitte des Krieges die vorherige grün-braune Farbgebung britischer Militärflugzeuge.

Vorbild Rekordflugzeug

Mit den Erfahrungen und nach Vorbild seiner Schwimmer-Rennflugzeuge, der Supermarine S.5, S.6 und S.6b entwickelt, welche den renommiertesten Wettbewerb für Wasser-Flugzeuge, die Schneider-Trophy, um 1930 gleich dreimal gewinnen konnten, entwickelte Mitchell den Prototypen eines Landjagdflugzeuges auf Ausschreibung der Royal Air Force hin. Doch erst mit der Änderung auf eine elliptische Tragflächenform nach Vorbild der Heinkel 70 ´Blitz´, dem schnellsten Verkehrsflugzeug der frühen 1930er Jahre, welche dann Platz für ein Einziehfahrwerk und die beeindruckende Zahl von zwei mal vier Maschinengewehren bot, wurde der Entwurf von der RAF angenommen.

„Geheimwaffe“ der RAF 1939: das erste Baulos der Mk I, hier in 1/72 aus dem Hasegawa-Kit gebaut von Günter Gelbke, Hannover.

Und wie bei ihrem ein Jahr älteren deutschen Gegenüber, der Messerschmitt Bf 109, kombinierte die technische Brillanz eines kleinen Teams um einen außergewöhnlichen Konstrukteur aerodynamische Finesse mit dem jeweils stärksten verfügbaren Reihenflugmotor: Das Ergebnis waren die wegweisenden Flugzeugtypen des zweiten Weltkrieges, tatsächlich militärische „Sportwagen der Lüfte“ – nicht umsonst wird unsere „Spit“ von einem damals auch bei deren Piloten beliebten britischen Roadster der Marke MG ergänzt.

Lebensversicherung

Für Großbritannien war die unter der Dachmarke Vickers von der relativ kleinen Flugzeugschmiede Supermarine zur Serienreife entwickelte Spitfire („Feuerspucker“, übertragend „Hitzkopf“, bezeichnet übrigens im Englischen gern eine markant eigensinnige, mitunter aufbrausende junge Dame) die „Lebensversicherung“ der ersten zwei Kriegsjahre. Zwar stellte die robuste und zuverlässige Hawker Hurricane den Großteil der RAF-Jagdflugzeuge in dieser Zeit, doch war nur die Spit Mk I und II der Messerschmitt Bf 109 E-3 und E-4 leistungsmäßig ebenbürtig – und in der strategischen, radargestützten Defensive geringer Höhen überlegen.

Variationen

Über den gesamten Krieg weiterentwickelt, entstanden von 1938 bis ´48 rund 24 Hauptversionen als Jäger für geringe und große Höhen, Jagdbomber und Jagdaufklärer mit verschiedenen Tragflächenprofilen und Rüstsätzen sowie Cockpithauben – immer aber großer Eleganz und ebensolcher Leistung.

Im Maßstab 1/48 und im grauen Sichtschutz hier eine Höhenaufklärerversion, die Mk XI PR, eine von mehreren Spits in unseren Vitrinen zur Typengeschichte des Schnellfluges in Halle 2, gebaut von Dr. Wilfried Crome, Geestland.

Unser Original hat als Mark VIX von 1944 den Rolls Royce Griffon 12 Zyl.-Reihenmotor, Nachfolger des ursprünglich verbauten RR Merlin der früheren Versionen, mit einer imposanten Fünfblatt-Luftschraube, eine Vollsichthaube, kurze Tragflächen („clipped wingtips“) für verbesserte Wendigkeit in geringen Höhen und eine Bewaffnung von zwei 20mm MK und vier 7.9mm MG. So wurde sie in Europa und Übersee als Jäger über 1945 hinaus eingesetzt. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 717 km/h eines der schnellsten Kolbenmotorflugzeuge, war sie zunächst als Abfangjäger auch der deutschen V 1 eingesetzt.

Noch einmal unsere Spitfire in 1/32 – sie zeigt die Standard- Tragflächenform und Farbgebung des Typs aus dem Spätsommer 1940.
Unteransicht ohne Kokarden, aber mit Schmauchspuren der acht .303 (7,62 mm) Browning-MG…

In unserer Ausstellungsabteilung mit Flugmotoren ist übrigens auch ein RR Merlin solo zu betrachten.

Weit mehr zur Typen- und Einsatzgeschichte dieses und vieler weiterer Klassiker der Luftfahrt gibt es in unserem Luftfahrtmuseum in der Ulmer Straße gegenüber dem hannoverschen Messegelände zu erleben. Über 40 Originale und originalgetreue Nachbauten, rund ebenso viele Motoren und Turbinen, Uniformen und Ausrüstungsgegenstände, Fahrzeuge und eine mehr als 1.000 Exponate umfassende Modellausstellung warten auf Sie!    

Die beeindruckende Fünfblatt-Luftschraube setzte die Kraft des RR Griffon in Vortrieb um. Rechts das Allzweck-Fahrzeug der Alliierten, ein MB Willys Jeep, der sich ab Kriegsmitte auch auf jedem westalliierten Flugplatz fand.

 sb


Kontakt zum Autor der Modell-des-Monats-Reihe können Sie hier aufnehmen: Autor-MdM