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Modell des Monats Januar 2024 Dornier Do 27

Neustart…Die Dornier Do 27

 

Vom Original zum Modell

Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.

Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.

Heute stellen wir Ihnen in unserer Reihe ´Modell des Monats´ das erste deutsche Flugzeug nach 1945 vor: Die Dornier Do 27, ein einmotoriges, sechssitziges Mehrzweckflugzeug mit STOL-Fähigkeit. In ihrem weltweiten zivilen, behördlichen wie militärischen Einsatz hatte die Konstruktion, 11 Jahre nach dem Kriegsende in die Luft gebracht, nicht allein wirtschaftlich-technische, sondern auch politische Bedeutung.

 

Die Dornier Do 27 ist mit drei Exponaten Im Maßstab 1/72 im Museum vertreten, hier im Bild in einem Diorama um die Expedition Bernhard Grzimeks mit diesem Typ in der Serengeti Tansanias, Modelle und Schaustück von Siegfried Fricke, Werner Gerold und Harald Steiner.

Die Modelle: Variationen…

Verschiedene Hersteller von Heller über HUMA bis Special Hobby hatten und haben den Typ in diversen zivilen und militärischen Ausführungen in ihrem 1/72-Programm.

Die kleine, in Hildesheim beheimatete Firma Dahlmann legte um 2000 mehrere ehemalige Faller-Flugzeugmodelle aus den 1950/60er Jahren neu auf, darunter die Do 27 in zwei Versionen. Teils überarbeitet, waren die im deutschen Architekturmaßstab 1/100 gehaltenen Bausätze auch zur Belebung von urbanen und Eisenbahndioramen in H0 bestens geeignet – und eine charmante Reminiszenz an die großen Zeiten des Modellbaus.   

Das Original: Neustart mit Tradition

Am 17. Oktober 1956 stellten die Dornier Werke GmbH ihren Schulterdecker Do 27 der Weltöffentlichkeit vor. Nach fast einem Jahrzehnt im spanischen „Exil“ war die traditionsreiche Firma nach weitgehendem Ende der alliierten Verbote und Beschränkungen deutscher Luftfahrt nach Deutschland zurückgekehrt.

Der dann bis 1965 in über 600 Exemplaren gebaute und weltweit geflogene Typ war das erste von einem deutschen Hersteller entworfene und in Deutschland gebaute Flugzeug nach 1945. Die robuste Maschine in Ganzmetall-Schalenbauweise mit großen Fensterflächen und festem Fahrwerk wurde von einem Lycoming GO-480 B1 Kolbenmotor mit Zweiblattluftschraube angetrieben und überzeugte als „Allzweckgerät“ vom Passagier- und Frachttransport über Verbindungs-, Patrouillen- und Erkundungseinsätze, Sanitäts- und Sportverwendungen, Schulung bis zu Expeditions- und Foto-/Vermessungsaufgaben. Von der israelischen und verschiedenen afrikanischen Luftwaffen sogar für Kampfeinsätze verwandt, flog der größte Teil der Produktion in allen drei Teilstreitkräften der deutschen Bundeswehr, die mit einem Auftrag über schließlich 428 Stück den allgemeinen Flugzeugbau in der Bundesrepublik wirtschaftlich ermöglichte und absicherte. Und mit Übernahme des Typs in den Truppendienst auch zur Realität der Stück für Stück wiedererlangten Wehrhoheit beitrug.

Die Do 27 aus dem Schaukasten der beiden deutschen Luftwaffen von 1956 bis 1990. Die Bundeswehr nutzte den Typ als Späh-, Verbindungs- und leichtes Transportflugzeug, Erbauer Karl Kössler.

Phönix mit STOL

Ausgestattet mit Kurzstart- und -Landefähigkeit, englisch ´Short Take Off & Landing (STOL)´, war die Do 27 in Fortschreibung der Konstruktionsidee von Gerhard Fieselers Fi 156 „Storch“ fast unabhängig von Flughäfen und Bodeneinrichtungen einsetzbar, und markierte mit ihrem globalen Erfolg auch den Neustart der deutschen Luftfahrtindustrie – ein Phönix mit STOL.

Populär im Wortsinn aber wurde der Typ in „Zebrabemalung“ als Expeditionsgerät des deutschen Zoologen und Weltbürgers Prof. Bernhard Grzimek in Afrika. Unvergessen seine Forschungen und sein Eintreten für den Erhalt besonders der Serengeti. Bis heute sehenswert das filmische Dokument hierzu „Serengeti darf nicht sterben.“  Tragisch war der tödliche Unfall seines Sohnes und Mitarbeiters Michael mit diesem so sicheren und zuverlässigen Flugzeug durch Kollision mit einem Geier auf dem schwarzen Kontinent.

Noch einmal die Do 27 mit der Kennung D-ENTE in der Serengeti. Sie versorgte das Expeditionsteam und ermöglichte schnelle Ortswechsel wie vor allem Beobachtungen aus der Luft.

Datenblatt Dornier Do 27:

Länge: 9,60 m; Spannweite: 12,00 m; Fluggewicht: 1.500 kg; Reisegeschwindigkeit: 205 km/h; Antrieb: 1 x Lycoming Boxermotor GO-480 B1 mit 275 PS; Plätze: 1 + 5.

Zum Angebotskatalog der Do 27 gehörten auch Ski- und Schwimmerrüstsätze.

Konnten wir Sie neugierig machen auf unsere Sammlungen mit über 40 Originalen und originalgetreuen Nachbauten, noch einmal so vielen Triebwerken und Hunderten von Ausrüstungsgegenständen sowie unserer Modellsammlung? Dann freuen wir uns auf Ihren Besuch in der Ulmer Straße am hannoverschen Messegelände: Wir sehen uns!   

sb


  Kontakt zum Autor der Modell-des-Monats-Reihe können Sie hier aufnehmen: Autor-MdM