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Modell des Monats Mai 2023 Avia

Prager Eleganz… die Avia B. 534

Vom Original zum Modell

Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.

Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung; manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.

Die Avia B. 534 im Maßstab 1/72, ein Bausatz aus den 1970er Jahren vom Hersteller Kovozavody KP. Das Original war 1935 der Standardjäger der tschechoslowakischen Luftwaffe.

Heute stellen wir Ihnen in unserer Reihe ´Modell des Monats´ den einsitzigen und einmotorigen Doppeldeckerjäger Avia B. 534 vor, 1933 Spitzentechnologie aus der Tschechoslowakei und später in großer Zahl von der deutschen Luftwaffe und verbündeten Staaten sowohl in der Schulung, in der Etappe als auch an der Front eingesetzt.

Die Modelle:              Kovozavody bis Eduard

Das Museum zeigt ein 1/72-Modell der Avia B. 534 als Jagdtrainer der deutschen Luftwaffe in einer Vitrine der Ausstellungshalle 2 zum Themenkreis Ausbildung. Aus seinem Fundus stammt der in der Folge präsentierte Jagdbomber der tschechoslowakischen Luftwaffe zur Zeit der Sudetenkrise 1938. Der tschechische Hersteller Kovozavody KP brachte 1971 den ersten Bausatz des Typs heraus; zu seiner Zeit ein feines Modell. Inzwischen gibt es eine Fülle von Kits zur B. 534 in 1/72; allein die Firma Eduard deckt fast jede Variante des Originals ab.

Die Avia B. 534 in tschechoslowakischen Farben. Ein klassischer Doppeldecker der 1930er Jahre. Das Original:              Prager Eleganz

Das Original:              Prager Eleganz

Im renommierten Flugzeugwerk Avia bei Prag von František Novotný entwickelt, entstand die B. 534 aus der Hochzeit des Flugzeugtyps B. 34 mit einem Hispano-Suiza 12-Zylinder-Reihenflugmotor, welcher zur Serienproduktion des neuen Typs dann in Lizenz gefertigt wurde. Der Erstflug fand im Mai 1933 statt. Ständig modifiziert – das Cockpit wurde mit einer Glashaube geschlossen, die Räder des starren Fahrwerks fakultativ verkleidet, die Bewaffnung verändert, die Ruder vergrößert – wurden die ersten von insgesamt knapp 600 in vier Hauptserien als Jäger und Jagdbomber gebauten Exemplaren im Jahr 1935 an die tschechoslowakische Luftwaffe ausgeliefert.

Beim Internationalen Flugmeeting 1937 in Zürich konnte die elegante Avia B. 534 hinter der Messerschmitt Bf 109 den zweiten Platz in den Kategorien A (Internationaler Alpenrundflug) und C (Dreiergruppenflug) erringen. Zuverlässig wie leistungsstark und als zwar noch stoffbespannte, aber bereits genietete und geschraubte Stahlrohrkonstruktion auch für den Einsatz von Feldflugplätzen geeignet, hatte sich die B. 534 in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre einen hervorragenden Ruf in ihrer Klasse erworben. Zwar waren inzwischen mit der „109“, der „Hurricane“, der „Spitfire“ und auch der Curtiss P-40 die neuen Ganzmetall-Eindecker-Jäger mit Einziehfahrwerk und starker Bewaffnung erschienen, doch in vielen Luftwaffen waren Doppeldecker in Gemischtbauweise noch ´state of the art´.

Der Doppeldecker hier als Schulflugzeug der deutschen Luftwaffe, die den Typ nach 1939 in großer Zahl übernommen hatte.

Größter Nutzer des Typs wurde tatsächlich die deutsche Luftwaffe. Denn nach dem Abfall der Slowakei und dem deutschen Einmarsch in die Resttschechei 1939 übernahm die Wehrmacht in großem Maß Rüstungsgut aus tschechischer Produktion, so auch die Avia B. 534, deren Leistungsvermögen zwischen den deutschen Topkonstruktionen und deren Vorgängern lag – und so eine überaus willkommene Verstärkung der „zweiten Reihe“ darstellte…

   In der eleganten Erscheinung erinnerte die Avia B. 534 stark an die ein paar Jahre ältere britische Hawker Fury.

Neben der Luftwaffe, die den Typ vor allem für die Jagdschulung und zeitweise als Einsatzreserve nutzte, flog die Avia 534 in verschiedenen Luftwaffen europäischer Mächte. Bulgarien und die Slowakei verwendeten den Typ im Fronteinsatz gegen die Sowjetarmee.

Der Bausatz von Kovozavody KP erschien 1971 – wie das Original tschechische Ingenieurskunst und ein feines Modell zu seiner Zeit.

Datenblatt der Avia B. 534:

Länge: 8,20 m

Spannweite: 9,40 m

Gewicht: 2.120 kg

Höchstgeschwindigkeit: 394 km/h

Bewaffnung: 4 x 7,7 mm MG; als Jabo zusätzlich 6 x 20kg Bomben

Antrieb: 1 x Hispano-Suiza HS-12 Ydrs Reihenmotor mit 862 PS (Lizenzbau)

Reichweite: 580 km

Bei der Generalmobilmachung zur Sudetenkrise 1938 wurden die Kennzeichen der Maschinen oft provisorisch übermalt. Die Verspannung entstand aus gezogenem Plastikgrat.
In der Unteransicht zeigen sich die sechs 20kg-Abwurfwaffen der Jagdbomberverwendung. Zwischen den Fahrwerkstreben der kastenförmige Kühler des Hispano-Suiza Reihenmotors.

Konnten wir Sie neugierig auf das Luftfahrtmuseum mit seinen über 40 Originalen und originalgetreuen Nachbauten, noch einmal so vielen Triebwerken und Hunderten von Ausrüstungsgegenständen sowie seiner Modellsammlung machen? Dann freuen wir uns auf Ihren Besuch in der Ulmer Straße am hannoverschen Messegelände!                     

sb