Modell des Monats November 2025
Maßarbeit: Der Dassault-Breguet/Dornier ´Alpha Jet´
Vom Original zum Modell
Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.
Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.
Heute stellen wir Ihnen in unserer Reihe ´Modell des Monats´ den Alpha Jet von 1973 vor. Das deutsch-französische Schul- und leichte Kampfflugzeug war ein Markstein westeuropäischer Militärluftfahrt und bleibt Beispiel einer erfolgreichen Rüstungskooperation.
Das Luftfahrtmuseum zeigt den Typ im Modell in den Maßstäben 1/48 und 1/72 in seiner Halle 2.
Die Modelle
Schöne Bausätze des Alpha Jet in der Standardgröße 1/72 kamen in den 1970/80er Jahren von fast allen großen Herstellern – Matchbox, Heller, Revell, Airfix, Fujiimi, später auch KP – und deckten alle Versionen des Typs ab. Besonders erwähnenswert ist hier Matchbox – das kurzfristige Engagement der Briten im Plastikmodellbau produzierte einige bemerkenswerte Kits, so den ersten Bausatz des Alpha Jet, und zwar bereits vor dem Erstflug des Originals!
Das Original
Der Alpha Jet, bilaterales Projekt eines Schul- und leichten Kampfflugzeuges, flog 1973 als Prototyp und kam Ende der 1970er Jahre in den Truppendienst. Gemeinsam konstruiert und gebaut von Dassault-Breguet in Frankreich und Dornier in Deutschland, waren die Luftwaffen beider Länder Auftraggeber und Hauptabnehmer des in insgesamt rund 500 Exemplaren gefertigten Typs, der weltweite Export oblag wegen der damaligen deutschen Zurückhaltung bei Rüstungsgut vornehmlich der französischen Seite.
Auch war dieses Flugzeug – wie das etwa gleichzeitige MRCA Tornado- Entwicklungs- und Beschaffungsprogramm – Beleg einer angestrebten größeren Eigenständigkeit der europäischen NATO-Partner im Verhältnis zur Führungsmacht USA.
Das zweistrahlige und in seiner Klasse technisch komplexe Mehrzweckflugzeug mit Tandem-Cockpit zeigte ein elegantes Design und hervorragende Aerodynamik. Gebaut bis in die frühen 1980er Jahre, flogen auch die französische wie die portugiesische Kunstflugstaffel den Typ über mehrere Jahre.
Maßarbeit
Die Armée de l´air nutzte den Typ in der Version E als Schulflugzeug und Waffentrainer, in der deutschen Luftwaffe ersetzte der Alpha Jet A die Fiat G.91 als leichtes Kampfflugzeug in den Jagdbombergeschwadern 41, 43 und 49 sowie beim Ausbildungskommando in Beja, Portugal. Zu einer optionalen 27 oder 30mm-MK konnte das Muster mit bis zu 2.500 kg an Außenlast bestückt werden. Bei Einführung von den Piloten ob ihrer geringen Abmessungen zurückhaltend beurteilt, überzeugte die Konstruktion jedoch dann in beiden Verwendungen mit Agilität, Zuverlässigkeit und Kompatibilität als deutsch-französische Maßarbeit – zugeschnitten auf die Bedürfnisse westeuropäischer Luftstreitkräfte.
Teilweise noch kampfwertgesteigert, stand der Alpha Jet auch bei Luftstreitkräften in Belgien, Ägypten, Kamerun, Togo, Nigeria, der Elfenbeinküste, Katar, Thailand und Portugal im Einsatz. Doch die Hoffnungen der Hersteller auf Großaufträge erfüllten sich letztlich nicht, verschiedene Konkurrenzmuster auf dem Markt waren einfacher – z.B. einstrahlig – ausgelegt und damit günstiger in Anschaffung, Betrieb und Wartung.
Im Zuge der Auflösung von Sowjetunion und Warschauer Pakt, der deutschen Wiedervereinigung und vertraglicher Vereinbarungen nach 1990 wurden die Alpha Jets der Luftwaffe sukzessive ausgemustert, der letzte Einsatzflug erfolgte im Juni 1997.
Datenblatt des Alpha Jet:
Länge 12,47 m; Spannweite 9,11 m; Leergewicht 3.515 kg, max. Startgewicht 6.000 kg; Besatzung: 2; Antrieb: 2 x SNECMA TL 04-C20 Mantelstrom; Höchstgeschwindigkeit 994 km/h; Reichweite 1.080 km; Erstflug Oktober 1973; gebaute Exemplare: 508.
Seien Sie willkommen!
Konnten wir Sie neugierig machen auf unsere Sammlungen mit über 40 Originalen und originalgetreuen Nachbauten von Segel-, Leicht-, Verkehrs- und Militärflugzeugen, noch einmal so vielen Triebwerken und Hunderten von Ausrüstungsgegenständen sowie unserer Modellsammlung? Dann freuen wir uns auf Ihren Besuch in der Ulmer Straße am hannoverschen Messegelände!
sb
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