Modell des Monats September 2025
Zivilist in Uniform …
Die Siebel Si 204
Vom Original zum Modell
Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.
Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.
Heute stellen wir Ihnen in unserer Reihe ´Modell des Monats´ die Siebel Si 204 von 1940 vor. Das zweimotorige Mehrzweckflugzeug war als Zubringer für die Luft Hansa geplant, wurde dann zum Standardausbildungsmuster der Luftwaffe und stand für Verbindungs- und Transportaufgaben im Fronteinsatz. Noch lange nach 1945 wurde der Typ in Frankreich und der Tschechoslowakei weitergebaut.

Die Modelle
Das Luftfahrtmuseum zeigt die Siebel Si 204 sowohl in ihrer zivilen als auch militärischen Verwendung im Modell. Die 1/72-Bausätze der Firmen Smer, KP und Kopro wurden zu Museumsexponaten durch Siegfried Fricke, Hannover und Joachim Feige, Ottrau.
Das Original
Der Wiederauf- und Ausbau der zivilen wie militärischen Luftfahrt in Deutschland nach 1933 – des Luftsports, des Verkehrsfluges und der Aufrüstung – erfüllte nach dem Willen der politischen Führung zugleich die Funktion technischer Entwicklung, nationalen Renommees, der Kriegsfähigkeit und die eines staatlich gelenkten gesamtwirtschaftlichen Konjunkturprogramms. In der Folge produzierte die (von den Siegermächten des ersten Weltkrieges jahrelang zunächst verbotene, dann noch stark beschränkte) deutsche Flugzeugindustrie in schneller Folge ein breites Typenspektrum. Dazu gehörten verschiedene mittelgroße Mehrzweckkonstruktionen, die sich zivil wie militärisch verwendbar auch für den Export anboten. Ein gutes Beispiel dafür ist die Siebel Si 204.

Der zweimotorige Ganzmetall-Tiefdecker entstand 1939/´40 aus dem Typ 104 der Siebelwerke in Halle zunächst als Verkehrsflugzeug für bis zu 8 Fluggäste und zwei Mann Besatzung im Kurz- und Nebenstrecken- sowie Zubringerdienst der Deutschen Luft Hansa. Jedoch ebenso geeignet für Fracht- und Mehrzweckaufgaben, erfüllte die Konstruktion auch die Anforderungen der deutschen Luftwaffe im gerade begonnenen Orlog nach einem Folgemuster für die Focke-Wulf Fw 58 ´Weihe´ als Ausbildungsträger für mehrmotorige Maschinen und die Einsatzschulung von Besatzungen sowie frontnahe Transportaufgaben.
Tarnfarben statt Export
Wie schon die He 111 tauschte auch die Si 204 in der militärischen Verwendung ihre konstruktive Eleganz samt „Stufennase“ gegen einen Vollsichtbug und zivile Qualität gegen Robustheit: der Preis für die nun folgende Massenproduktion. Diese wurde umgehend in Flugzeugwerke der besetzten Tschechei und Frankreichs verlegt, um die heimische Industrie für Hochtechnologie bzw. sensibles Rüstungsgut freizuhalten. Tatsächlich wurden in den Siebelwerken lediglich 15 Prototypen gefertigt, die rund 1.200 Serienmaschinen kamen aus den zwangsverpflichteten europäischen „Zweigwerken“.
Nach der deutschen Niederlage 1945 ging die Fertigung samt Export der Siebel 204 (wie anderer Typen) bei SNCAN in Frankreich (als NC 701 und NC 702) und bei Aero in der Tschechoslowakei (als C-3A, B und C-103) weiter – quasi als vertragslose Reparationsleistung. Die dort noch jahrelang gebauten Exemplare standen bis in die 1960er Jahre weltweit im zivilen, behördlichen und militärischen Dienst.
Datenblatt der Si 204 D
Länge 11, 95 m, Spannweite 21, 22 m, Startmasse 5.400 kg, Höchstgeschwindigkeit 340 km/h, Reichweite 1.800 km, Dienstgipfelhöhe 7.500 m, Antrieb: 2 x 12 Zyl.-Reihenmotoren Argus As 411 mit je 440 PS, Besatzung bis zu 7 Mann (mil. Verwendung). Insgesamt gebaute Exemplare 1.215.
Neugierig?
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sb
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