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Modell des Monats Juni 2023 Junkers W34

Wellblech-Vögel…Die Junkers W 34

Vom Original zum Modell

Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.

Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung; manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.

Die Junkers W 34 der Luft Hansa im Maßstab 1/72 in einer Modellvitrine der Halle 1. Gebaut wurde dieses Exemplar vom langjährigen und unvergessenen Mitglied Siegfried Fricke.

Heute stellen wir Ihnen in unserer Reihe ´Modell des Monats´ das einmotorige Mehrzweckflugzeug Junkers W 34 von 1926 vor; es flog mehr als 20 Jahre lang weltweit in zivilen und militärischen Verwendungen.

Die Modelle:               Limitierte Auflage von MPM

Das Museum präsentiert – neben einem originalgetreuen Nachbau des Ausgangstyps F 13 -mehrere Exemplare der W 34 im Maßstab 1/72 in seinen Modellvitrinen der Halle 1. Neben zivilen Maschinen der Luft Hansa und der EURASIA, gebaut von einem Team um Siegfried Fricke und Harald Steiner, stellen wir hier im Bild noch ein Kurierflugzeug der kroatischen Luftwaffe von 1943 vor. Dieser Bausatz der W 34 vom tschechischen Hersteller MPM erschien in den 1990er Jahren als limitierte Auflage.

Das Original:              Zwischen F 13 und Ju 52/ 3m

Mit der F 13 bauten Prof. Hugo Junkers und sein Team 1919 das erste Verkehrsflugzeug der Welt. Weiterentwicklungen in Leistung und Kabinengröße waren in den 1920er Jahren die W 33 mit Junkers Reihen- und die W 34 mit Sternmotor. Wurde erstere als Flugzeug des ersten Atlantiküberfluges in Westrichtung berühmt, standen für die W 34 nach Kundenwunsch eine Vielzahl von Radialmotoren bereit: vom BMW 132 A mit 660 PS über französische, britische und US-amerikanische Triebwerke – und sicherten dem Typ eine noch größere Betriebssicherheit und Wirtschaftlichkeit.

Die W 34 in der Kennung der EURASIA. Diese deutsch-chinesische Fluggesellschaft wurde 1925 zur Erschließung Asiens für den Weltluftverkehr gegründet. Die schließlich (versuchsweise) beflogene Route verband Berlin mit Tokio.

Als klassische Mehrzweckflugzeuge wurden beide im Passagier-, Fracht-, Post-, Erkundungs- und Sanitätsdienst weltweit eingesetzt. Wie bei der F 13 konnte das starre Fahrwerk durch zwei Schwimmerkufen ersetzt werden und erweiterte das Einsatzprofil fast unbegrenzt.

Zwei Piloten mit Doppelsteuer und bis zu sechs Passagiere saßen in einer geschlossenen, unterteilten Kabine, Funk- und Ortungstechnik trugen wie die bewährte Bauweise des Ganzleichtmetall-Tiefdeckers in „gewelltem“ Duraluminium zur hervorragenden Betriebssicherheit bei. In der Frachtversion standen rund 5 m³ Nutzraum zur Verfügung.

Dabei setzten die W 33 & 34 die Reihe von Weltrekord- und Pionierflügen fort, mit denen der Name Junkers seit der F 13 verbunden war. So errang beispielsweise eine W 34 Ende der 1920er Jahre mit 12.739 m einen absoluten Höhenweltrekord. In der Flotte der Luft Hansa flogen beide Typen bis in die 1940er Jahre.

Auch die kroatische Luftwaffe nutzte die W 34 als Ausbildungs-, Verbindungs- und Kurierflugzeug. Dieses Modell repräsentiert die Ausführung „hi“ mit BMW 132 A-Motor.

Noch auf der Taktstraße des Ausgangsmusters F 13 gefertigt, bezeichneten die W 33/ 34 zusammen mit den Typen G 23/ 24 die Hälfte des konstruktiven Weges zur weltberühmten Ju 52/3m von 1932, über Jahre erfolgreichstes Verkehrsflugzeug der Welt und Höhepunkt wie Abschluss der Junkerschen „Wellblech-Vögel“. Der originale Rumpf einer Luftwaffenversion der Ju 52 mit Kabineneinrichtung wie auch verschiedene Großmodelle des Typs finden sich übrigens in der Halle 2 des Museums.

Das Original flog 1943 im Tarnanstrich mit den gelben Markierungen der Freund/Feind-Kennung, wie sie von der deutschen Luftwaffe an der Ostfront vorgegeben waren.

Zwar verstand Hugo Junkers seine Flugzeugkonstruktionen und deren Verwendung in der luftfahrttechnischen Erschließung der Erde als „völkerverbindend kulturell-zivilisatorische Mission“, doch ging von Anbeginn an die zivile Nutzung der Typen Hand in Hand mit der militärischen – und dies weltweit. So zählten beispielsweise die schwedischen, sowjetischen, die südafrikanischen wie auch die kanadischen Streitkräfte zu den ersten Nutzern der Junkers-Flugzeuge.

Und natürlich betrieben die deutsche Luftwaffe und ihre Verbündeten schließlich den größten Teil der 2.124 gebauten W 34 für Transport- und Verbindungsaufgaben ebenso wie für die Piloten- und Funkerausbildung.

In der Unteransicht gut zu erkennen die Wellblechstruktur und das wartungsfreundliche Fahrwerk, welches gegen Schwimmer getauscht werden konnte.

Datenblatt der Junkers W 34 hi:

Spannweite 18,48m// Länge 10,27m// Max. Startgewicht 3.200 kg// Geschwindigkeit 230 km/h// Reichweite 900 km// Antrieb 1x BMW 132 A mit 660 PS.

Hereinspaziert!

Konnten wir Sie neugierig machen? In unserem Luftfahrtmuseum sind Schul-, Jagd-, Passagier- und Sportflugzeuge, Hubschrauber und Segelflugzeuge im Original und Modell zu erleben: Kommen Sie doch mal vorbei – Sie finden uns in der Ulmer Straße am hannoverschen Messegelände! 

sb


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